Die Waldmeister-Tarte und das Küchenmissgeschick

Es war einmal eine sehr aufwändige Tarte, die sich so fest in die Form gebacken hatte, dass sie selbst mit dem Meissel nicht mehr daraus zu lösen war… Dieses Märchen hat leider kein Happy End und darf deshalb als Beitrag bei der Blogparade „Küchenmissgeschicke“ vom Küchen Atlas Blog mitmachen. Am Ende gibt es trotzdem noch das Rezept, weil die Tarte geschmacklich sehr gut ist. Wenn man denn eine andere Form nimmt ist sie auch servierfähig :-)

Die ersten Vorbereitungen für die Tarte habe ich bereits im Frühling getroffen. Das Rezept aus dem „Wald- und Wiesen-Kochbuch“ war mir gleich aufgefallen und deshalb war ich im März mehrfach im Wald unterwegs um Waldmeister zu sammeln. Die Blätter habe ich dann kurz getrocknet und zu Sirup verarbeitet (Rezept ebenfalls unten). Letzten Samstag war es dann soweit: Eine meiner besten Freundinnen feierte ihren 30. Geburtstag und hatte mich gebeten ein Dessert mitzubringen. Die perfekte Gelegenheit für die Waldmeister-Tarte!

Ich knetete also einen Mürbteig, kühlte, wellte und gab ihn in meine Tarte-Form. Die Form ist von Kaiser und besonders toll, weil man den Boden extra vom Rand entfernen kann. Deswegen und weil ziemlich viel Butter im Mürbteig war, schenkte ich mir das Einfetten der Form. Das war wohl mein Verhängnis. Während der Boden im Ofen mit Hülsenfrüchten bedeckt blind buk, bereitete ich mit besagtem Waldmeistersirup, Biolimetten, frischen Eiern etc, unter viel Rühren einen Lemon-Waldmeister-Curd zu. Um es kurz zu machen: Der Kuchen sah traumhaft aus, als ich ihn aus dem Ofen holte und duftete noch viel besser. Ich entfernte den Rand (das ging noch supergut) und stellte das gute Stück für 1 Stunde in den Kühlschrank. Anschließend hatte ich es sehr eilig und schnappte den Kuchen wie er war, packte ihn in eine Transportbox und ab gings. An der Gartenparty angekommen stellte ich die Tarte gleich in den Kühlschrank, weil der Curd bereits während der Fahrt zu laufen begonnen hatte.
Zwei Stunden später…
Das Dessertbuffet war nebenan aufgebaut worden und ich beobachtete gespannt, wie die Leute mit gefüllten Tellern um die Ecke kamen. Ich erwartete glückliche Gesichter und lobende Worte… doch… niemand hatte meine Tarte auf dem Teller. Da waren verschiedene Torten, Cremes und Kuchen, aber keine Waldmeister-Tarte. Vor dem Buffet stehend sah ich schließlich, dass inmitten alles Desserts meine Tarte die einzige unberührte war und nur ein Messerschnitt darin zu sehen war. Was war da los? Beleidigt schnappte ich mir das Messer. Dann würde ICH eben selbst meine Tarte essen. Banausen! Und da erkannte ich das Problem. Der Boden war steinhart und mit dem Boden der Tarteform fest verbacken. Ich probierte mit verschiedenen Messern und schließlich auch Gabeln etwas vom Kuchen abzubrechen, aber keine Chance: Dieser Kuchen war fester als Granit. Ich muss wohl nicht dazu sagen, dass ich mir noch viele fiese Kommentare anhören musste. Nach ein paar Minuten konnte ich aber selbst darüber lachen. Ich nahm abends fast den kompletten Kuchen wieder mit nach Hause, was aber gar nicht so schlimm war, weil ich ihn dann mit meiner Familie am nächsten Tag ausgelöffelt habe. Die Füllung schmeckt nämlich göttlich!

Und nun trotzdem noch das Rezept, vielleicht will sich ja jemand trotzdem heran wagen:

Waldmeister-Sirup:

Zutaten (für 1/2 Liter Sirup):
30-40 Stängel Waldmeister (ca. 100g)
4 Bio-Zitronen
200ml Wasser
350g Zucker

Anleitung:
1. Waldmeister abbrausen und trocken schütteln. Zu Bünden binden und kopfüber 8 Stunden welken lassen.
2. 2 Zitronen heiß waschen und sehr dünn schälen. Alle Zitronen auspressen.
3. Wasser mit Zitronensaft, -schalen und Zucker aufkochen. Waldmeister zufügen und ca. 5 Minuten mitköcheln. Sirup 3-4 Stunden ziehen lassen.
4. Durch ein Sieb gießen und in ausgekochte Flaschen füllen. Hält sich gekühlt 6 Monate.

Waldmeister-Tarte

Zutaten (für 1 dickköpfige Tarte):
140g Mehl
60g Puderzucker
110g kalte Butter
1 Eigelb
Salz
150ml Waldmeister-Sirup
1 Bio-Limette
3 sehr frische Eier
1 sehr frisches Eigelb
50g Zucker
120g flüssige Butter
getrocknete Hülsenfrüchte
250g kleine Erdbeeren

Anleitung:
1. Mehl mit Puderzucker mischen. Butter in kleinen Würfeln mit Eigelb und Salz dazugeben und alles zu einem glatten Teig verkneten. 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.
2. Backofen auf 190°C vorheitzen. Den Teig auf der bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und in eine gefettete (!) Tarteform geben. An den Rändern festdrücken.
3. Auf den Teig einen Bogen Backpapier legen und bis zu Rand getrocknete Hülsenfrüchte füllen. Im Ofen 15 Minuten blind vorbacken. Hülsenfrüchte und Backpapier entfernen und weiter 5 Minuten goldbraun backen. Abkühlen lassen.
4. Sirup mit geriebener Limettenschale, Limettensaft, Eiern, Eigelb und Zucker in einen flachen Topf geben. Bei schwacher Hitze mit dem Schneebesen solange Rühren bis die Masse dicklich wird (nicht kochen, sonst gerinnen die Eier).
5. Curd durch ein feines Sieb streichen und etwas abkühlen lassen. Auf der Tarte verteilen und mindestens 1 Stunde kühlstellen. Die Erdbeeren waschen, Stiele entfernen und kurz vor dem Servieren auf der Tarte verteilen.

Dauert: gute 2 Stunden (plus die Zeit für den Sirup)

Mein Fazit:
Zubereitung:
Ihr habt es oben gelesen. Es war ein Desaster. So viel Arbeit und dann das. Ich frage mich immer, ob es was gebracht hätte, wenn ich die Form gefettet hätte, oder wenn ich den Boden gleich entfernt hätte, solange der Kuchen noch heiß war. Aber zu spät. Schon vorbei. :-)
Geschmack: Trotz allem Ärger. Geschmacklich war die Tarte göttlich. Der Curd schmeckte superfein nach Waldmeister und Zitrus und der Boden war buttrig und knusprig.

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Es hätte so schön sein können.
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Buhu.

Blogparade: Küchenmissgeschicke

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